Jahresgruppen 2016/2017: Die Literatur und das Menschliche

Beginn 4./5. April 2016
(alle weiteren Termine am Ende der Seite)

Raum und Zeit, um den Dingen auf den Grund
zu gehen

In unseren Jahresgruppen  profitieren Sie von
einem außergewöhnlichen Seminarkonzept, das Ihnen neue
Zugänge zur Literatur und Kulturgeschichte vermittelt und dabei auf kreative Weise zu Selbstreflexion und geistigem Austausch inspiriert.

Das können Sie erwarten:

  • Verknüpfung von kultureller Bildung und kreativ-künstlerischer Praxis
  • lebendiges und selbstbestimmtes Lernen mit regem Erfahrungsaustausch in einer geschlossenen Gruppe mit maximal 12 Teilnehmern
  • Vermittlung eines vielseitigen Wissensspektrums durch ein hochqualifiziertes und engagiertes Dozentinnen-Team mit vielfältigen Erfahrungen in eigener wissenschaftlicher, künstlerischer und kreativer Praxis
  • gemeinsame Exkursionen zu interessanten Orten, Ausstellungen, Museen im Zusammenhang mit den jeweiligen Jahresthemen
  • Erprobung und Weiterentwicklung der eigenen Kreativität durch kreatives Schreiben, gemeinsame Buchprojekte, Lesungen, Referate und anderes mehr
  • Wöchentliches Vormittagsprogramm in 3 Trimestern (alternativ montags oder dienstags), das die beiden unten stehenden Jahresthemen umfasst
  • 3 mal 9 Seminarvormittage mit insgesamt 108 Unterrichts-
    stunden

Die beiden Jahresthemen im Einzelnen:

Jahresthema I (Christina Rohwetter):

Die Würde des Menschen und die Literatur
 Navid Kermani, David Grossman und Swetlana Alexijewitsch:
Geistesgegenwart und Empathie in beunruhigten Zeiten

Was vermag Literatur in Zeiten von Krieg, Terror und Flucht?
In Zeiten, die dazu verführen, die Identität eines Menschen auf die Zugehörigkeit zu einer Religion oder einem Kulturkreis zu reduzieren und die Komplexität der Welt sowie die Einmaligkeit eines jeden Individuums zu leugnen?
„Es liegt im Wesen des Krieges, dass er die Nuancen, die die Besonderheit eines Menschen ausmachen, und das einmalige Wunder, das jeder Mensch darstellt, auslöscht“, schreibt der israelische Schriftsteller und Friedenspreisträger David Grossman. Und weiter: „Das genaue Gegenteil von all dem geschieht in der Literatur, und zwar nicht nur beim Schreiben, sondern auch beim Lesen. Literatur ist die völlige Hingabe an den Einzelnen, an sein Recht, Individuum zu sein. Literatur ist ein Ausdruck des Staunens über das Geheimnis des Menschen, seine Komplexität, seinen Reichtum und seine Schatten.“

Wir haben die Literatur, wie alle Kunst, in diesen Zeiten also
besonders nötig.

Denn Literatur schaut hin, wo wir wegschauen.
Literatur lässt sich ein auf das, was ist.
Literatur wagt den Blick über die Mauer und geht an Grenzen, die sie bisweilen auch überschreitet. Damit wir, die Leser, ebenfalls zu Grenzgängern werden, damit wir an und über die Grenzen unserer Denkgewohnheiten, unserer Bilder und Vorurteile gehen.

Diese Haltung vermittelt sich auf besonders anschauliche und auch radikale Weise in den Werken der drei zeitgenössischen
Autor*innen, die im Fokus unseres diesjährigen Jahresthemas
stehen:

Navid Kermani, David Grossman und Swetlana Alexijewitsch.

So verschieden ihre Erzählweisen, ihre Sprache und ihr poetisches Programm auch sind, so ist ihren literarischen Werken, Essays und Reportagen doch eines gemeinsam: Sie offenbaren uns durch präzise und poetisch gefasste Wahrnehmung das im Mainstream der Auseinandersetzungen häufig Übersehene und Ungehörte.
Sie verlieren sich nicht in Klischees oder intellektuellen Abstrakta, sondern erzählen Geschichten von Menschen und geben gerade dadurch dem Individuum sein Gesicht und seine Würde zurück.

Und alle drei wurden mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
Einen ersten Zugang zu Person und Werk sollen uns dann auch zu Beginn des Jahresprogramms die jeweiligen Dankesreden zur Verleihung des Friedenspreises vermitteln. Die Texte finden Sie hier.

Dann werden wir je ein Trimester einem Autor bzw. Autorin und ihrem Werk in einer repräsentativen Auswahl widmen.
(Die folgenden Angaben zu den Werk-Biographien enthalten Zitate aus den Begründungen der Jury zur Verleihung des Friedenspreises; http://www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de/445722/).

1. Trimester:
Navid Kermani. „Zwischen Koran und Kafka“
Navid Kermani wurde 1967 in Siegen als vierter Sohn iranischer
Eltern geboren. Der deutsche Schriftsteller, Orientalist und Essayist ist eine der wichtigsten Stimmen in unserer Gesellschaft, die sich mehr denn je den Erfahrungswelten von Menschen unterschiedlichster nationaler und religiöser Herkunft stellen muss, um ein friedliches, an den Menschenrechten orientiertes Zusammenleben zu ermöglichen.

Textauswahl (in Auszügen):
• Ungläubiges Staunen. Über das Christentum. C.H. Beck, München 2015
• Zwischen Koran und Kafka. West-östliche Erkundungen. C.H. Beck, München 2014
• Wer ist wir? Deutschland und seine Muslime. C. H. Beck, Neuausgabe Paperback, München 2015 (Erstauflage 2009)

2. Trimester
David Grossman. „Schreiben gegen jedwede Willkür“
David Grossman, geboren 1954 in Jerusalem, zählt zu den einflussreichsten Schriftstellern und Journalisten Israels. In seinen
Romanen und Erzählungen, Essays und Kinderbüchern, die in mehr als dreißig Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet wurden, setzt er sich vor allem mit der Identität seines Landes und dem israelisch-palästinensischen Konflikt auseinander. Er beteiligt sich zudem aktiv an der politischen Debatte um eine friedliche Lösung im Nahen Osten.

Textauswahl:
• Kommt ein Pferd in die Bar. Roman, Hanser: München 2016
• Die Kraft zur Korrektur. Über Politik und Literatur. Essasy, Hanser: München 2008

3. Trimester
Swetlana Alexijewitsch. „Mit den Augen der Menschenforscherin“
Swetlana Alexijewitsch, 1948 in der Ukraine geboren und in Weißrussland aufgewachsen, lebt heute in Minsk. Ihre Werke, in ihrer Heimat verboten, wurden in mehr als dreißig Sprachen übersetzt. Darin zeichnet sie die Lebenswelten ihrer Mitmenschen aus Weißrussland, Russland und der Ukraine nach und verleiht in Demut und Großzügigkeit deren Leid und deren Leidenschaften Ausdruck.
2015 erhielt sie den Nobelpreis für Literatur.

Textauswahl (in Auszügen):
• Secondhand-Zeit. Leben auf den Trümmern des Sozialismus (2013). Suhrkamp TB, Berlin 2015
• Der Krieg hat kein weibliches Gesicht (2008). Suhrkamp TB, Berlin 2015

Jahresthema II (Dr. Sabine Göttel)

 William Shakespeare  – Die Erfindung des Menschlichen

400. Todestag am 23. April 2016

William Shakespeare (1564-1616) – Dichter, Dramatiker, Schauspieler und Theaterunternehmer in Personalunion – gilt als der wichtigste und einflussreichste Autor der westlichen Welt. In seinen hinreißenden Sonetten vereint er Lebenserfahrung, Sprachkunst und Musikalität auf höchstem Niveau; an europäischen Bühnen ist er nach wie vor der meistgespielte Stückeschreiber. Seinen Bewunderern gilt er als der „Erfinder des Menschlichen“, denn keiner hat das Menschenbild der Neuzeit auf dem Theater stärker geprägt als er. Seine Texte bevölkern knabenhafte Frauen und ängstliche Männer, eifersüchtig Liebende und zweifelnde Rächer, renitente Kinder und schwache Ehemänner, kriminelle Herrscher und rebellierende Clans; allesamt widersprüchliche, zerrissene, komplexe Individuen – moderne Menschen wie du und ich. Das Theater verstand er als Chronik des Zeitalters und als Spiegel der Seele: Schauspieler sind Stoff, aus dem die Träume sind; die Welt draußen aber, so heißt es in Wie es Euch gefällt, ist Bühne, auf der jeder ein Leben lang viele Rollen spielt.

Unter Berücksichtigung neuester Forschungsergebnisse wollen wir der Magie des Shakespeareschen Kosmos ein Stück näher kommen. Wir lesen und interpretieren einige der bedeutendsten Theaterstücke William Shakespeares –

König Richard III.
Romeo und Julia
Ein Sommernachtstraum
Hamlet
Was Ihr wollt
König Lear

– sowie eine Auswahl von Shakespeares berühmten Sonetten.
Ein Vortrag unter dem Motto „War Shakespeare ein Italiener?“, der gemeinsame Besuch der Inszenierung von Was Ihr wollt im Schauspiel Hannover sowie ein Theaterabend im Nachbau des Globe Theatres in Neuss runden das Programm ab.

Blick in das Innere des Globe Theatres in London
Blick in das Innere des Globe Theatres in London

 

 

TERMINE 2016/2017

Montagskurs
Kurszeiten: jeweils 9.30 – 13.00 Uhr
Ort: Akademie LITERATUR&LEBEN,
Roscherstraße 12, 30161 Hannover

1. Trimester 2. Trimester 3. Trimester
04.04.16 08.08.16 31.10.16
11.04.16 15.08.16 07.11.16
18.04.16 22.08.16 14.11.16
25.04.16 29.08.16 21.11.16
02.05.16 05.09.16 28.11.16
09.05.16 12.09.16 05.12.16
23.05.16 19.09.16 12.12.16
30.05.16  26.09.16 09.01.17
06.06.16 16.01.17; Abschlussfeier am 30.01.17

Dienstagskurs
Kurszeiten: jeweils 9.30 – 13.00 Uhr
Ort: Akademie LITERATUR&LEBEN,
Roscherstraße 12, 30161 Hannover

1. Trimester 2. Trimester 3. Trimester
05.04.16 09.08.16 01.11.16
12.04.16 16.08.16 08.11.16
19.04.16 23.08.16 15.11.16
26.04.16 30.08.16 22.11.16
03.05.16 06.09.16 29.11.16
10.05.16 13.09.16 06.12.16
24.05.16 20.09.16 13.12.16
31.05.16  27.09.16 10.01.17
07.06.16 17.01.17; Abschlussfeier am 31.01.17